Zum Weltgesundheitstag am 7. April 2022
Das wechselhafte stürmische und regnerische Wetter konnte uns nicht abhalten. Die AG Gesundheit verteilte am Gesundheitstag Flyer und suchte den Dialog mit Passanten. Beim Thema Impfpflicht zeigte sich dabei ein polares emotionales Verhalten: entweder Ablehnung, teils aggressiv, oder offene Zustimmung.
Weltgesundheitstag am 7. April: Gesundheit ist keine Ware!
So lautet der Titel von Attac Deutschland zum Weltgesundheitstag 2022.
Zum diesjährigen Weltgesundheitstag hatten zahlreiche Organisationen aufgerufen, vor allem in Frankreich (u. a. Attac Frankreich) und Belgien, zu Aktionen auf. Hier der gemeinsame Appell des European Health Network.
7. April 2022: den Weltgesundheitstag zum „Weltgesundheitstag für die Bürger*innen“machen
Die staatliche Politik, die in ganz Europa im Bereich der Gesundheit und der Sozialversicherung unter dem Diktat einer Verschuldung, die nicht unsere ist, verfolgt wird, hat zu kontinuierlichen und mittlerweile dramatischen Verschlechterungen geführt:
– massiver Bettenabbau in Krankenhäusern, Schließung von Stationen und Geburtskliniken, Abbau mancher Bereiche in den lokalen Krankenhäusern, Ärztemangel, Konzentration von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, verstärkte Privatisierung, Protokollierung aller Tätigkeiten im Gesundheits- und Sozialwesen im Rahmen einer Kommerzialisierung der Pflege und des Sozialwesens, begleitet von einer Entmenschlichung der Beziehungen zwischen Nutzern und Beschäftigten, einer massiven Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in Krankenhäusern, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen und daraus folgenden massiven Abgängen …
– unzulässige und erniedrigende Praktiken der Isolation und Fixierung, die in der Psychiatrie, aber auch in Pflegeheimen und anderen Pflegebereichen immer häufiger vorkommen
– Zunahme der Selbstbeteiligung bei medizinischen Leistungen und der Pauschalen, die neue finanzielle Hürden beim Zugang zur Gesundheitsversorgung schafft
– extreme Schwächung der öffentlichen Krankenhäuser, des Gesundheits- und Sozialwesens, die durch die Pandemie offenkundig wurde
– Schwächung der Sozialversicherung, die bedroht ist, aber den multinationalen Pharma-, Gesundheits- oder E-Health-Konzernen horrende Preise gezahlt hat
Wir, die unterzeichnenden Organisationen, lehnen diese Politik ab, die dem Wohlergehen jeder und jedes Einzelnen zuwiderläuft, und betrachten das Gesundheits- und Sozialwesen als einen Reichtum, eine Investition im Dienste des Gemeinwohls, die die staatliche Politik vorrangig behandeln sollte.
Unsere Forderungen
– Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheit für alle, ohne Einschränkungen finanzieller, geografischer, kultureller, geschlechtsspezifischer oder herkunftsbedingter Art
– Ein Gesundheitssystem, einen öffentlichen und gemeinnützigen medizinisch-sozialen und sozialen Sektor, bestehend aus medizinischer Grundversorgung, Prävention, Information, psychologischer und sozialer Betreuung, Beziehungspflege, Betreuung bei Autonomieverlust und Bekämpfung von Krankheitsursachen schon im Vorfeld
– Ein öffentlicher Krankenhaussektor, der den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen und ortsnahen Versorgung gewährleistet
– Qualifizierte, respektierte und gut bezahlte Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen in ausreichender Zahl, dem gemeinsam evaluierten Bedarf entsprechende Einstellungen und eine gleichmäßige Verteilung über das ganze Land
– Beendigung der Kürzungspolitik und Bereitstellung personeller, materieller und finanzieller Mittel entsprechend dem Bedarf
– Ausstattung der Psychiatrie mit ausreichenden Mitteln für die öffentliche Versorgung im Rahmen der institutionellen Psychotherapie
Wir lehnen es ab, dass die multinationalen Gesundheits- und Altenheimkonzerne unverschämt hohe Profite mit Gesundheit, Krankheit und Pflegebedürftigkeit machen und mit unseren öffentlichen Diensten konkurrieren. Wir wehren uns gegen die Kommerzialisierung und Privatisierung der Gesundheit in all ihren Dimensionen: keine Profite mit der Gesundheit, keine öffentlichen Gelder für Profite mit der Gesundheit!
Wir fordern die Aufhebung aller Patente auf Medikamente, Behandlungen und medizinische Geräte im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und ihren Folgen und ihre Umwandlung zu Gemeingütern der Menschheit. 40 Prozent der Weltbevölkerung hatten noch keinen Zugang zu Impfstoffen. Die Unterzeichnung der Europäischen Bürgerinitiative https://noprofitonpandemic.eu/de/ ist noch immer voll gerechtfertigt.
Wir wollen eine solidarische Sozialversicherung für die gesamte Bevölkerung, mit der die Finanzierung der Gesundheitsausgaben gewährleistet wird und die eine 100-prozentige Übernahme der Kosten für Pflege, Betreuung bei Autonomieverlust und Prävention sichert.
Es liegt in der Verantwortung unserer Organisationen (Gewerkschaften, Kollektive, Bürgerinitiativen usw.), eine Alternative zu Resignation, Unterordnung oder Kapitulation anzubieten, damit wir als Nutzer*innen und Arbeitnehmer*innen uns unser Gemeingut wieder aneignen: ein öffentliches Gesundheits- und Sozialversicherungssystem, das gerechter und solidarischer ist und die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt, statt die Geldbeutel der Aktionäre zu füllen.
Wir appellieren an Bürgerinnen und Bürger, Nutzerinnen und Nutzer sowie Beschäftigte, diese Forderungen am Donnerstag, den 7. April 2022, zum Ausdruck zu bringen, indem sie sich massiv an den an diesem Tag stattfindenden Aktionen beteiligen.
Weitere Informationen auf der Website des European Health Network