Corona und die Rolle der Medien: Überzogene Corona-Berichterstattung statt kritischer Aufklärung?
Zur ersten Videoveranstaltung in der Reihe „Mut zu Zwischentönen“
Das Versagen der Politik hat zu Zerstörung von Existenzen, Angst und Verzweiflung, Beeinträchtigung der Entwicklung von Kindern, Verschlechterung der Gesundheit, vermehrter Gewalt in Familien, Ernährungsnot und Vermehrung der Armut sowie vielen Toten in den vulnerablen Gruppen unserer Gemeinschaft geführt. Kontaktbeschränkungen als psychosozialer Entzug und Bestrafungen brechen Widerstände – machen sprachlos. Die Bedeutung der Medien ist in dieser Lebenssituation offenkundig. Wie werden die politischen Maßnahmen des Umgangs mit der Corona-Pandemie verbreitet und bewertet?
Vom Saulus zum Paulus?
Es beginnt paradox: Ausgerechnet die Regierenden, die sich jahrelang nicht um die Sterblichkeit durch multiresistente Keime oder sogenannte Grippeviren gekümmert haben, gerieren sich plötzlich als Vertreter der gesundheitlichen Interessen ausgerechnet der von Covid-19 bedrohten vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Es wurde doch seitens dieser Regierenden viel Aufwand getrieben, ein Gesundheitssystem zu installieren, bei dem Wirtschaftlichkeit vor gesundheitlicher Versorgung steht. Vom Saulus zum Paulus?
Offenkundig ist, dass die Voraussetzungen für eine Bewältigung der Corona-Pandemie unter solchen Bedingungen nicht vorhanden sein konnten: Die systembedingte Kostenorientierung kennt eben keine Vorratshaltung für die Ausstattung mit Schutzmitteln oder nötigen Medikamenten, keine personellen Reserven und Reservebehandlungskapazitäten.
Die öffentlichen Gesundheitsämter wurden radikal personell zusammengeschrumpft – aber Anrufbeantworter sind für das Verfolgen von Infektionsketten ungeeignet. Mit diesem strukturellen Trümmerhaufen sollten die Infektionswege verfolgt werden? Die Regierenden hätten doch wissen müssen, welche Voraussetzungen für das Verfolgen von Infektionsketten vorlagen. Dennoch verkündeten sie das Konzept als tragfähig.
Wurde politisch wenigstens sofort reagiert und wurden die öffentlichen Gesundheitsämter sofort entsprechend ausgestattet: qualitativ und quantitativ personell, apparativ und digital? Die Antwort kennen wir: Nein, es wurden keine adäquaten strukturell wirksamen Maßnahmen durchgeführt. Was sagte die Presse zu diesen Vorgängen?
Bei dem Problem fehlender Schutzkleidung wird die Vorgehensweise der Regierenden deutlich. Der Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery kritisierte Ende April 2020: „Die Politik weiß seit drei Monaten, dass wir dieses Problem haben und hat es nicht geschafft, FFP2-Masken in Deutschland produzieren zu lassen.“ Interessant ist, dass ein Zeitraum von drei Monaten als ausreichend für die Problemlösung, nationale Maskenherstellung, eingeschätzt wurde.
Es wurden aber keine strukturell wirksamen politischen Maßnahmen ergriffen, durch öffentliche Produktion die Versorgung mit Schutzmitteln, Diagnostika und Medikamenten sicherzustellen. Stattdessen wurde zum Teil vergeblich versucht, diese Mittel auf dem globalen Markt überteuert einzukaufen.
Derart mittellos wurde als Verzweiflungsmaßnahme eine Maskenpflicht eingeführt, die von Montgomery als „wissenschaftlicher Unsinn“ bezeichnet wurde, da keine qualitativen Ansprüche an die Mund-Nasen-Bedeckung gestellt und selbst Schals und Tücher als hinreichend angesehen wurden.
Jetzt erst werden wieder qualitative Kriterien für Masken einbezogen. Seitens der Regierenden kann nun auf die privatwirtschaftliche Maskenproduktion zugegriffen werden. Es werden jetzt Angehörigen der vulnerablen Gruppen Berechtigungsscheine für FFP2-Masken zugestellt – mit finanzieller Eigenbeteiligung. Diesen Aktivitäten der Regierenden liegt keine öffentliche Produktion der Schutzmittel zu Grunde, die privatwirtschaftliche Systemauslegung blieb unverändert. Wie lauten die Stellungnahmen der Presse?
Auch bei den Tests findet sich ein analoges Muster der Maßnahmen. Keine öffentliche Produktion von PCR-Tests, Schnelltests und Reagenzien. Keine öffentlichen Labore für die Untersuchungen. Es erfolgte seitens der Regierenden eine Anpassung an die privatwirtschaftlich vorhandenen Möglichkeiten. Überlastungen der Labore oder neu gewonnene Laborkapazitäten führten zu jeweiligen Änderungen der „Teststrategien“. Entsprechend wechselte im Verlauf der PCR-Testungen das Untersuchungsdesign. Das Erstellen sinnvoller Aussagen ist unter solchen Umständen nicht möglich.
Die Regierenden geben bei den von ihnen getroffenen Maßnahmen vor, diese würden sich aus den biologischen Eigenschaften des Coronavirus herleiten und medizinisch Notwendiges umfassen. – Nein! Es werden nur bestehende wirtschaftliche Systemauslegungen und -beschränkungen bedient, ohne strukturelle Änderungen vorzunehmen.
Die notwendigen finanziellen Mittel für Prävention und Schutz wurden nicht erbracht. Keine Finanzierung materieller und personeller Ressourcen dafür, in den konkreten Lebensverhältnissen der vulnerablen Gruppen Schutz aufzubauen und soziale Kontakte, Existenz, Ernährung, Mobilität und Information sicherzustellen. Diese vulnerable Gruppen wurde nicht mit dem Corona-Rettungsschirm bedacht, da sie wirtschaftlich nicht systemrelevant sind.
Regierungsseitig wurde zugewartet, bis der Sommer entlastend wirkte. Es wurde Herbst und jetzt im Winter fehlen noch immer die nötigen Mittel für Prävention und Schutz. Nicht nur in den Kindergärten oder Schulen, sondern bis heute selbst an den Orten, wo hauptsächlich gestorben wird: in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen.
Selbstverantwortlichkeit für Schutzmaßnahmen in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen?
An diesen Orten wird eine paradoxe regierungsseitige Annahme wirksam: Es wird erwartet, dass in diesen Einrichtungen die Schutzmaßnahmen selbstverantwortlich umgesetzt werden. Kann von auf Gewinn orientierten Betrieben erwartet werden, dass sie bei Mehrkosten für Material und Personal die geforderten Schutzmaßnahmen umsetzen? Im Ergebnis: kein einheitlicher wirksamer Schutz der vulnerablen Gruppen und des Personals im Krankenhaus und in den Pflege- und Altenheimen.
Die privaten Haushalte werden bei Missachtung der regierungsseitigen Anordnungen bestraft. Aber in den Betrieben: keine Strafmaßnahmen.
Und wie ist mit der stationären Versorgung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verfahren worden?
Corona als Geschäftsmodell
Das zusätzliche Einrichten von Intensivbetten und -einheiten wurde in der ersten Pandemiewelle extra vergütet. Während im April 2020 zunächst 22.000 Intensivbetten gemeldet waren, ist die Zahl im Sommer auf 32.000 gestiegen.
Allerdings war bereits 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, wegen Personalmangels ein Drittel der Betten nicht belegbar, da kein pflegendes Personal zur Verfügung stand. Millionen Einnahmen flossen bei diesem Geschäftsmodell auf die Konten der teilnehmenden Krankenhäuser. Gleichzeitig wurde die Öffentlichkeit getäuscht, da zwar formal noch mehr Betten und Apparate vorhanden waren, aber wegen Personalmangels nicht belegt werden konnten. Warum so spät und so wenig Aktivität der Presse? Wurden diese Krankenhäuser jemals rechtlich belangt?
Corona – ein Mittel um Krankenhausschließungen zu beschleunigen und die Krankenhauslandschaft neu zu gestalten
Die Versorgungskapazitäten in den Krankenhäusern wurden anfangs hochgefahren. Das Freihalten von Betten hat aber bereits in der ersten Pandemiewelle insbesondere kleinere Krankenhäuser zusätzlich in finanzielle Notlagen gebracht, da die anfänglichen Vergütungspauschalen nicht zur Kostendeckung hinreichten. Noch schlechter sieht es mit der Vergütung für diese Krankenhäuser in der zweiten Pandemiewelle aus. Warum wurde über dieses Problem drohender Insolvenz von Krankenhäusern im angeblich „besten Gesundheitssystem“ so wenig berichtet?
Warum hat es so lange gedauert, bis presseseitig wahrgenommen wurde, dass auch im Pandemiejahr 2020 Krankenhausschließungen von der Regierung finanziell unterstützt wurden. Siebzehn der zwanzig Schließungen im Jahr 2020 lagen im Zeitraum Juli bis Dezember. Dabei fanden sogar acht von 20 Schließungen im Dezember 2020 statt. Bettenabbau in der Hochphase der Erkrankung an Covid-19!
Ganz normale Abläufe, denn offenkundig wird regierungsseitig der Plan, die Kliniklandschaft radikal zu verändern, gemäß den Empfehlungen der Gesundheitsberater der Bertelsmann Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und des BARMER Institut für Gesundheitsforschung, konsequent umgesetzt. 60 Prozent aller Krankenhäuser sollen schließen. 2018 gab es noch 1.925 Krankenhäuser. Nach den Vorstellungen der Gesundheitsberater sollen nur noch ca. 600 zentrale Krankenhäuser bestehen bleiben. Was also wurde regierungsseitig aus der Corona-Pandemie für das Umstrukturieren der bestehenden Krankenhausbeschaffenheit hergeleitet? Nichts! Business as usual und entsprechend wurden 2020 neue Grundsätze des Notfallstufenkonzepts, passend zu dem Konzept, zentrale Krankenhäuser zu schaffen, erlassen.
Erhalten bereits jetzt ältere Mitbürger nicht mehr die notwendige stationäre Behandlung?
„Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dringt auf eine Statistik zu den Sterbeorten von Coronapatienten. Das Durchschnittsalter auf den Intensivstationen sei teilweise auf unter 60 Jahre gesunken […]. Zugleich liege der Anteil der über 70-Jährigen, die an COVID-19 gestorben seien, bei über 90 Prozent.“ Dieser Widerspruch sei besorgniserregend.
Warum erreicht der Anteil der über 70-Jährigen, die an Covid-19 sterben – über 88 Prozent –, nicht mehr die Krankenhäuser?
Zahlen – Ängste – Verzweiflungen – Welchen Wert haben die Statistiken?
Ein spezielles Thema sind die angsterzeugenden Zahlen und Statistiken, die uns täglich in den Sendungen der öffentlichen Radio- und Fernsehanstalten präsentiert werden. An dieses Zahlenwerk werden Verordnungen und Hoffnungen der Regierenden geknüpft.
Diese fortlaufend vorgetragenen Corona-Zahlen werden von Wissenschaftlern kritisiert und als nutzlos eingeschätzt.
„Gemeldete und täglich vom RKI berichtete CoV-2 Infektionszahlen sind nicht geeignet, um gesundheitspolitische Maßnahmen zu begründen“, schreibt zum Beispiel Dr. Constantin Weiser, Lehrkraft für Quantitative Methodenlehre, insbesondere Statistik und Mathematik, an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz in dem Artikel Das große Zahlenmissverständnis – Einschätzung vom 10. Januar.
Auch von der Ludwig-Maximilians-Universität München kommt Kritik am Zahlenwerk des RKI.
Auf welcher Grundlage vollziehen sich die Verordnungen der Regierenden? Welche Interessenlagen sind bei den Verordnungen führend, wenn der propagierte gesundheitliche Schutz einer sehr großen Gruppe des vulnerablen Bevölkerungsanteils nicht erfolgt. Wie sind die Expertenräte zusammengesetzt?
Werden die Verordnungen der Regierenden überhaupt der Problemstellung dieser Corona-Pandemie gerecht?
In der Metastudie von John Ioannidis, veröffentlicht als „Publication: Bulletin of the World Health Organization; Type: ResearchArticle ID: BLT.20.265892“, ist als Ergebnis formuliert, dass die Letalität bei Covid-19 bei 0,23 Prozent liege. Damit ist die Gefährlichkeit eingeordnet, wenn man bedenkt, wie viele Menschen an der sogenannten Grippe sterben, der ein Letalitätswert von 0,2 Prozent zugeordnet ist.
Welche Entscheidungsgrundlage für die Regierenden und welche Transparenz liegen vor, wenn die Zahlen von Christian Drosten und RKI-Chef Lothar Wieler nicht nur um ein Vielfaches höher sind, sondern auch noch erheblich voneinander abweichen.
Wie lassen sich aus einer Letalität von 0,23 Prozent bei Covid-19 die bestehenden Pandemiemaßnahmen herleiten?
Corona-Pandemie wesentlich eine „Epidemie der Alten“
Warum wird nicht deutlich gemacht, dass es sich bei der Corona-Pandemie wesentlich um eine „Epidemie der Alten“ handelt (Matthias Schrappe 10. Januar 2021 Thesenpapier 7)?
Analog zum Risiko, an einer „Grippe“ zu sterben, wenn man zum Bevölkerungsanteil der über 70-Jährigen zählt, verhält es sich bei Erkrankung an Covid-19. Die Belastung durch die Erkrankung ist bei Covid-19 allerdings höher, sodass relativ mehr Menschen im Vergleich zur „Grippe“ an Covid-19 sterben.
Bei einer auf die Gesundheit dieser Mitbürger zielenden Politik ist es offenkundig, dass ihnen ein besonderer Schutz zukommen muss. Genau das ist aber nicht geschehen.
Warum finden Wissenschaftler wie Schrappe und Kollegen in den Medien so wenig Gehör?
Wie wird mit wissenschaftliche Studienergebnissen umgegangen?
Warum finden internationale Studienergebnisse so wenig Beachtung oder werden schlicht übergangen?
Die WHO formuliert bei einem Media briefing on COVID-19 am 28. Dezember 2020:
- Covid-19 wird endemisch. Wir müssen also lernen, mit dem Virus zu leben!
- Existierende Virusmutation haben nicht zu einer höheren Hospitalisierung und Letalität geführt (Maria D. Van Kerkhove).
- Es gibt keine Evidenz, dass Impfung vor der Krankheit schütze sowie eine Ansteckung verhindere (Soumya Swaminathan).
- Lockdowns können bei schneller Erkennung und Management der Cluster vermieden werden (David L. Heyman).
Warum hat diese Pressekonferenz in den Medien keinen Eingang gefunden?
Am 24. Dezember 2020 erschien eine geprüfte Studie von Eran Bendavid, Christopher Oh, Jay Bhattacharya und John Ioannidis:
Abschätzung der Auswirkungen von Ausgangssperren und Betriebsschließungen auf die Verbreitung von COVID-19.
Ergebnis: kein Nutzen der Lockdowns bei der Eindämmung der Verbreitung von Corona!
Das Risiko für Schutzbedürftige wurde durch Lockdowns nicht gemindert, sogar Tendenzen der Risikoerhöhung wurden erkennbar.
Im CoDAG-Bericht Nr. 4 der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 11. Dezember 2020 wird auf folgende Studienergebnisse verwiesen:
„1. Todesfälle durch COVID-19 – Adjustiert auf die Einwohnerzahl zeigt sich keine ausgeprägte Übersterblichkeit
Goeran Kauermann, Giacomo De Nicola, Ursula Berger
2. Problematische Entwicklung der Fallzahlen bei den Hochbetagten – Die bisherigen Corona-Maßnahmen verfehlen notwendigen Schutz der Ältesten
Marc Schneble, Goeran Kauermann
3. Aktuelle Analysen zum Verlauf der Pandemie: Kein deutlicher Rückgang nach dem Lockdown. Seit der 3. Oktoberwoche gibt es insgesamt einen stabilen Verlauf
Helmut Küchenhoff, Felix Günther, Andreas Bender, Michael Höhle, Daniel Schlichting“
Neben den in Alten- und Pflegeheimen Wohnenden und den in prekären Verhältnissen Lebenden hat die GROSSE MEHRHEIT durch die Lockdowns nur Verschlechterungen ihrer Lebenssituation erfahren.
Existenzzerstörungen, Ängste, Armut, Gewalt in Familien, Entwicklungshemmungen von Kindern und Jugendlichen, Hemmung der Bildung und Ausdünnungen von Kultur haben zugenommen. Dass soziale Deprivation krank machen kann, ist bekannt. Und bereits Ende der 1960er Jahre wurde am Psychologischen Institut der Universität Hamburg sowie in der Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf erforscht, wie Deprivation als ein Mittel der Folter oder Bestrafung eingesetzt werden kann und welche Erkrankungen erzeugt werden können.
Welche der dargelegten medizinischen Daten können eine Zero-Covid-Kampagne unterstützen? Keine. Und wie wird medial die aktuelle Diskussion geführt?
Karl Kneisner, Attac Hamburg, AG Gesundheit 26. Januar 2021